Biofeedback wird von der Deutschen Gesellschaft für Biofeedback definiert als "ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren der Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, mit dessen Hilfe normalerweise unbewusst ablaufende psychophysiologische Prozesse durch Rückmeldung (Feedback) wahrnehmbar gemacht werden."
Prozesse wie Blutdruck, Puls oder Muskelaktivität werden gemessen und über akustische oder visuelle Signale dem Patienten bewusst gemacht. Ziel ist es, dass Patienten lernen, auf diese Prozesse bewusst Einfluss zu nehmen und so Regenerationsprozesse zu beschleunigen.1
Biofeedback hat sich mittlerweile als Behandlungsmethode für eine ganze Bandbreite unterschiedlicher physischer, psychischer und psychosomatischer Krankheitsbilder etabliert. Obwohl unterschiedliche Messmethoden und -werte verwendet und verschiedenste physiogische Prozesse beobachtet werden, bleibt der Grundsatz dahinter stets derselbe.
Mehr erfahrenMit rund 10 Millionen betroffenen Patienten ist Inkontinenz zur Volkskrankheit geworden, weltweit sind rund 200 Millionen Menschen betroffen. Biofeedback-Therapie ist bereits seit den 70er Jahren eine etablierte Behandlungsmethode, die es Patienten ermöglicht, direkt die Ursachen der Inkontinenz zu bekämpfen. Bei der Inkontinenz wird zwischen Harn- und Stuhlinkontinenz sowie der Mischform differenziert. Abhängig von der Ursache unterscheidet man bei der Harninkontinenz weiter zwischen Belastungs-, Reflex- und Überlauf-Inkontinenz. Frauen sind hier besonders häufig betroffen: In Deutschland sind rund 25% der weiblichen Bevölkerung zumindest zweitweise inkontinent; Harninkontinenz ist die häufigste chronische Erkrankung bei Frauen.2
Die Ursache für viele Formen der Harn- oder Stuhlinkontinenz ist oft eine schwache Beckenbodenmuskulatur. Die Beckenbodenmuskulatur umschließt unter anderem die Harnröhre und den After und erfüllt drei wichtige Funktionen, die maßgeblich die Kontinenz beeinflussen: Anspannen, entspannen und reflektorisches Anspannen, also ein Gegenhalten bei Druckerhöhung.
Die Beckenbodenmuskulatur arbeitet weitgehend unbewusst. Die Biofeedback-Therapie sieht hier den Einsatz von Vaginal- und Analsonden bzw. Elektroden auf der Haut vor, über welche die Muskelaktivität gemessen wird. So kann der Patient Blasen- und Schließmuskulatur zielgerichtet trainieren und die Ursache der Innkontinenz bekämpfen. Die direkte Nachvollziehbarkeit der Trainingserfolge über das Biofeedback kann dabei dauerhaft die Motivation steigern und so den langfristigen Behandlungserfolg fördern. Zusätzlich kann die Muskulatur elektrisch stimuliert werden, um den Patienten bei seinen Übungen zu unterstützen. Bei regelmäßig wiederholten Übungen liegt die Erfolgsaussicht bei ca. 70 - 80%.3
Über die direkte Rückmeldung zu den Prozessen und Vorgängen in seinem Körper erlernt der Patient, bewusst Einfluss auf diese zu nehmen. Dies kann von einem Muskeltraining über eine willentliche Verlangsamung des Herzschlages und Entspannung des Muskeltonus bis hin zu einer bewussten Beeinflussung der Gefäßweite reichen. Ziel bleibt es, dem Patienten nachweisbar vor Augen zu führen, dass schon minimale Veränderungen Auswirkungen auf körperliche Prozesse haben und dass er lernen kann, eine Heilung oder Rehabilitation positiv zu beeinflussen.4
Das EMG (Elektromyogramm) misst das Ruhe- sowie das Aktionspotential der betreffenden Muskeln und liefert damit die Grundlage für die Biofeedback-Therapie: Im Entspannungs- oder Anspannungszustand werden Schwellenwerte festgelegt, die es zu überschreiten oder zu halten gilt. Damit erhält der Patient nicht nur einen genauen Einblick zu seinen Muskelaktivitäten, sondern kann seine Muskeln entsprechend nachvollziehbar, messbar und zielgerichtet trainieren. Ziel kann es sein, bestimmte Bewegungsmuster zu erlernen oder – wie bei der Inkontinenztherapie – bestimmte Muskeln zu kräftigen.
Ein Elektromyogram beantwortet die grundlegende Frage „Wie verhält sich die Muskulatur?“ und erlaubt daraus eine Handlungsableitung. Die quantitative und objektive Messung der Muskelfunktion bietet verschiedene Vorteile:
Eine Biofeedback-Therapie kann bei der Behandlung von chronischen und akuten Schmerzen sehr wirksam sein – Schmerzen lassen sich um 50 – 60% reduzieren, was einer medikamentösen Behandlung gleichkommt. Zu beachten ist dabei, dass erst nach mehreren Sitzungen ein solcher Effekt erzielt werden kann – die Wirkung im Vergleich zu einer Medikamenteneinnahem ist allerdings nachhaltiger und belastet den Organismus nicht durch die Zufuhr chemischer Stoffe.6
Mehr erfahren1 www.dgbfb.de, www.eeginfo-neurofeedback.de
2 www.insenio.de, www.aerzteblatt.de
3 www.rueckbildungsgymnastikuebungen.org, www.inkontinenz-information.de
4 www.betanet.de/inkontinenzhilfen